Verfasst
am 05.09.2004 22:19:06 Uhr - 14010
km - Blantyre/Malawi - Was gibt's
denn hier so neues?
Nach 4 Monaten Ostafrika sind wir
mit der Einreise nach Malawi ins
südliche Afrika eingedrungen.
Malawi - "das warme Herz Afrikas"
- zu recht, denn 1. ist´s
hier ziemlich heiß, jedenfalls
am Lake Malawi, und 2. sind die
Menschen auffallend freundlich.
Aber was unterscheidet Malawi sonst
von Ostafrika? Ueberlegen wir mal......also,
was gibts neues?
Als
allererstes einmal konnten wir einreisen
ohne Geld zahlen zu müssen.
Das finden wir ziemlich gut (wobei
das Land so arm ist, dass wir es
durchaus verständlich fänden,
wenn wir für unser Visum zahlen
müssten). Als nächstes
halten wir seit Monaten mal wieder
eine andere Währung als Shillinge
in der Hand: Kwacha. 1 Euro sind
ca. 130 Kwacha, eine Cola kostet
25 Kwacha, wir können es uns
also leisten unsere Süßgetränksucht
weiterhin zu pflegen. (Und die ein
oder andere Sucht braucht der Radler
schliesslich - an dieser Stelle
möchten wir Ina doch einmal
zu ihrem nun schon 5-monate dauerndem
Nichtraucherstatus gratulieren,
oder?? Ja, so ganz nutzlos war die
Knotterei durch die äthiopischen
Berge dann doch nicht!!!)
Die
Menschen hier sind wirklich sehr
nett und freundlich, sie lachen
uns an und winken uns zu. Gespräche
allerdings kommen doch eher weniger
auf, Englisch können nicht
viele und wir sprechen kein Chechewa.
Vom Tourismus noch nicht ganz verdorben,
lassen sich die Menschen hier auch
wieder lieber fotografieren, und
das umsonst - wir sind platt! Die
Kinder drängen sich oft vor
die Kamera und wer ein cooles T-Shirt
hat, ist stolz wie Oskar, wenn wir
ihn deswegen vor die Linse holen.
Womit
wir bei den Shirts sind. T-Shirts
mit Gesichtern aus dem international-öffentlichen
Leben sind heiß geliebt hier.
Wir waren noch nicht ganz 10 Minuten
im Land, da hatten wir schon x-mal
die Gesichter von David Beckham,
Michael Owen, Ronaldo und einmal
sogar Oliver Kahn gesehen. Aber
nicht nur Fußballspieler sind
in, im Angebot stehen auch Rambo
(meine Güte, wer war das denn
nochmal???), 007 Pierce Brosnan
oder Madonna. Aber ganz besonders
gut gefallen uns die Hemden mit
den Herren Bush, Hussein und Bin
Laden! Und was für nette Kombinationen
es da gibt, zum Beispiel George
W. Bush und Sadam gemeinsam in einem
Herz..........was die beiden dazu
wohl sagen würden??
Neu
gewöhnen müssen wir uns
auch ans Bier. Nachdem wir voll
auf Tusker und Kili eingefahren
waren, heißt unser Favorit
jetzt Carlsberg. Noch zu testen
sind Kuche-Kuche und Shake-Shake,
wobei es zweiteres tatsächlich
in Tetrapacks gibt und es deswegen
wohl keine Zulassung zu einem Testlauf
bei uns bekommen wird. Obwohl........nachdem
Ina ein schlechtes Carlsberg erwischt
hat und eine Nacht über Klo
und Schüssel hing, stehen die
Chancen für Shake Shake doch
wieder besser.......) Essenstechnisch
ist alles wie gehabt, Spitzenreiter
auf der Speisekarte ist und bleibt
Chicken & Chips, dicht gefolgt
von Chambo (Fisch) und auf dem 3.
Platz haben wir unseren heißgeliebten
Maispapp. Den gab es schon in Kenia,
Uganda und Tansania, da hieß
er nur anders, z. B. Ugali. In Südafrika
wird er demnächste Millipapp
heißen (was seiner Konsistenz
am nähesten kommen wird), zur
Zeit aber bestellen wir Nsima.
Im
Allgemeinen erscheinen uns die Menschen
hier zufriedener und unkomplizierter.
Es gibt zwar einiges, was wir nicht
verstehen, wie z. B. die Tatsache,
dass das Land direkt neben dem See
total dürre und vertrocknet
ist oder dass kein einziges Boot
auf dem Lake Malawi ein Segel hat,
obwohl da meist eine starke Brise
herrscht, aber die Leute leben ja
schon lange so, sie werden´s
wissen ...........(obwohl Alex neulich
einen Malawier wegen der Segel befragt
hat, und der sagte, das wäre
ja ok für die eine Richtung,
aber gegen den Wind ginge das dann
doch wohl nicht......????? Gleichzeitig
schaute er verträumt ein paar
Norwegern beim Segeln und wild hin-
und herkreuzen zu.......).
Nicht
geändert hat sich, dass wir
Mzungus sind. Nur brüllen die
Kinder hier noch lauter und ausdauernder,
teilweise so aggressiv, dass leichte
Erinnerung an Äthiopien in
uns wach werden. Irgendwie haben
wir sowas schon geahnt, denn kurz
vor der Grenze hat uns doch tatsächlich
ein Kind YOU YOU zugerufen - ehrlich,
wir wären fast vom Rad gefallen!
Aber die Kids hier brüllen
eben nur, keiner schmeißt
Steine oder steckt Stöcker
in die Räder. Wahrscheinlich
werden uns "Givve money",
"What is my name?" und
"Bye Mzungu, bye bye"
eben noch ein Weilchen begleiten.
Man gewöhnt sich ja an alles....
Ina & Alex
Verfasst am 22.09.2004 14:26:42
Uhr - Blantyre - Immer Ärger
mit der Post
Warum haben wir fast immer Ärger
mit den Paketen, die wir uns schicken
lassen, warum? Das erste nach Rumänien
kam gar nicht an, d. h., es kam
nach vielen Monaten wieder zuhause
an, ohne uns am Zielort irgendwie
erreicht zu haben. Die nächsten
beiden mit DHL kamen, wenn auch
spät, ohne Probleme an, allerdings
kann man sich den Spass DHL nicht
so oft leisten.....für das
Geld ist ja schon fast ein Kleinwagen
drin! Und nachdem ein DHL Paket
nach Nairobi am Flughafen hängen
geblieben ist, und wir trotz des
bezahlten Autos noch selber dahin
fahren mussten, um es auszulösen
(Wofür zahlt man eigentlich
soviel Geld??? Wir dachten immer
dafür, dass die uns das Paket
da, wo wir gerade sind, vor die
Füße stellen........),
sind wir zu Poste restante zurückgekehrt.
Und das ist bis jetzt 2 x wirklich
gut gegangen. 10 Tage im Voraus
losgeschickt und schon war es da,
als wir eingetrudelt sind. Aber
hier in Blantyre erwischt uns doch
wieder das alte und böse Schicksal.
Kein Paket da als wir es abholen
wollen. Mist, wir wollten hier doch
nicht lange bleiben, und nu? Naja,
warten wir das Wochenende ab......aber
am Montag: Nix. Am Dienstag: Nix.
Wir sind inzwischen mit den Mädels
von der Post per du. Am Mittwoch:
Nix. Am Donnerstag: Nix. Wir wohnen
im Doogles, der einzigen wirklichen
Travellerunterkunft hier in Blantyre
und sehen die Overlander kommen
und gehen. Die bleiben alle eine
Nacht, maximal zwei und fahren dann
weiter. Klar, gibt ja auch nichts
zu sehen hier. Und das Doogles ist
zwar ganz nett um andere zu treffen,
aber abends wird es zu einer In-Kneipe,
rappelvoll und laut, und am schlimmsten
ist, dass jeden Abend die gleiche
Musik gespielt wird. Aber das merken
ja nur wir, die wir hier schon eine
geschlagene Woche abhängen.
Red red wine....lalalalalalalalalala........wir
könnens nicht mehr hören.
Am Freitag bei der Post: Nix. Wir
sprechen mit der Postmanagerin und
sie telefoniert in ganz Malawi herum:
Nix. Frustriert ziehen wir von dannen
und suchen Trost im Internetcafe.
Als wir auf dem Weg nach Hause an
der Post vorbei ziehen, klopft uns
jemand auf die Schulter und zeigt
Richtung Post. In der Tür stehen
die Postmädels und winken wie
wild.......ja, ist da, komm komm!
Ist nicht wahr, unser Paket ist
da? Klasse! Und obwohl die Post
schon seit ein paar Minuten geschlossen
hat, sind die Guten so gut und händigen
uns das Paket aus. Auf dem Lieferzettel
sehen wir, dass das Paket schon
seit einer Woche, genau wie geplant,
in Malawi ist und wahrscheinlich
so lange irgendwo beim Zoll herumgelegen
hat. Was haben die bloss damit gemacht
- Hula Hoop mit unseren Fahrradmaenteln
gespielt? Man weiss es nicht und
es ist uns eigentlich auch egal......hurra,
jippih, wir können endlich
weiter fahren. Und das tun wir auch,
einen Tag später radeln wir
mit neuen Mänteln los..........Moszambique,
wir kommen!
Ina
& Alex
Verfasst
am 26.09.2004 14:03:48 Uhr - 14500
km - Murewa - Flug durch Mozambique
nach Zimbabwe
Hatten wir gesagt Malawi sei heiß?
Blödsinn, Malawi ist angenehm.
Mozambique ist heiß, aber
ehrlich. Von der Grenze Malawis
aus geht es bergab in Mozambique.
Das beschert uns auf der einen Seite
einen neuen Rekord, nämlich
die Ankunft in Tete um 14 Uhr nach
130 km in nur 6,5 Stunden, auf der
anderen Seite aber auch die Höhe
von nur noch 135 m über NN.
Der Tete-Korridor, durch den wir
fahren, um nach Zimbabwe zu gelangen,
gehört zu den heißesten
Gegenden von Mozambique. Diese Aussage
unseres Lonely Planets können
wir nur bestätigen und was
bleibt uns da anderes übrig
als uns ein Zimmer im Hotel mit
Klimaanlage zu nehmen. Ja manchmal
wird man eben zu Luxus gezwungen...
Außerdem braucht Ina wirklich
ein kühles Windchen, denn ausgerechnet
an diesem Tag hat sie morgens ihre
Kappe verloren und musste ohne schuetzende
Kopfbedeckung fahren. Bei der Ankunft
in Tete ist sie also ein bisschen
wirr im Kopf, einmal wegen der Sonne
und zum anderen weil Alex nun meint,
dass sie ohne ihre Wüstenkappe
nicht mehr Chef ist und plötzlich
macht was er will. Tz.
Das
Leben in diesem Teil von Mozambique
ist ganz an die Temperatur angepasst,
d. h. zwischen mittags und ca. 17
Uhr ist hier nicht viel los. Die
Leute halten sich in den Hütten,
Häusern und im Schatten auf
und die Geschäfte haben fast
alle geschlossen. Tete selber überrascht
uns ein bisschen. Es ist wirklich
hübsch am Zambezi gelegen,
Teile der Stadt haben mit Kopfsteinpflaster
und Palmen tatsaechlich ein bisschen
Charme und es gibt richtige Geschäfte
und Shops. Ina könnte fast
in Versuchung kommen, sich ein paar
neue Klotten zu kaufen.... aber
nein, das Vergnügen will sie
sich dann doch für Harare und
vor allem für Kapstadt aufheben.
Ausserdem hat sie sich inzwischen
soooo an die ollen Plünnen
gewöhnt und die Radelhose hat
gerade erst wieder ein paar neue
Flicken bekommen - doch nicht umsonst
- die Gute wird bis zum bitteren
Ende betragen, soviel steht fest!
Aber beim Bäcker, da schlagen
wir dann zu: (Fast) richtige Brötchen
und perfekte Blätterteilpuddingteilchen
und Schweineohren. Hmmmmmmmmmm,
abgesehen von der Hitze gefällt
uns Mozambique!
Nach
einem Ruhetag gehts weiter Richtung
Zimbabwe. Ina mit einer neuen Kappe
bestückt sieht nun aus wie
ein kleines britisches Mädchen
aus den 20ern - aber macht nix.
Wir sind sowieso schon dickhaeutig,
wenn die Leute auf der Straße
uns aus- oder hinterherlachen. Interessanterweise
wird hier nicht nur gelacht, wenn
etwas lustig oder spassig ist, sondern
auch, wenn die Worte fehlen, etwas
peinlich ist oder nicht verstanden
wird. Es wird hier also viel gelacht
- allerdings auch von uns, denn
in Mocambique wird portugiesisch
geprochen und wir verstehen mal
wieder nix!
Die
Leute auf dem Land haben nicht viel.
Schuhe eher selten, Hemd und Hose
in Fetzen, fast sowie im laendlichen
Aethopien. Das ist schon ziemlich
heftig mitanzusehen. Aber trotzdem
scheinen die Leute recht zufrieden
und glücklich zu sein - fast
alle lächeln, grüßen
und kaum jemand bettelt uns an.
Wir fahren also weiter nach Sueden
und uebernachten im 75km entfernten
Changara (500m üNN), einem
Dorf mit der Pension Josin (100.000
Meticais, 4 US$). Die Zimmer sind
klein und stinken, aber wir können
uns ausruhen. Abends lernen wir
Joaquin -oder auch Joachim- kennen,
einen deutschsprechenden Mocambiquaner,
der vor 20 Jahren in Senftenberg,
DDR im Bergwerk gearbeitet hat.
Wir unterhalten uns mit ihm und
er kann einen Spiegel-Artikel bestaetigen,
wonach die mocambiquanische Regierung
die Pensionsgelder der Bergleute
veruntreut hat ,die die DDR an Mocambique
ueberwiesen hat. So muss er also
arbeiten und ist u.a. dafuer zuständig,
abends um 18:30 Uhr den Stromgenerator
ein- und um 22:30 Uhr wieder auszuschalten.
Wir haben also einen wichtigen Mann
hier kennengelernt. Interessanterweise
gibt es in dem Nest auch Mobiltelefonie,
fertiggestellt vor 2 Monaten. Super,
wir haben wieder Kontakt zur Außenwelt.
Am
nächsten Tag geht es 46 km
bis zur Grenze von Mocambique und
Zimbabwe. Wir tanken uns vorher
nochmal richtig mit Wasser voll,
denn wir hatten mehrfach gehört,
dass es drüben nichts oder
nur für viel Geld gibt. Als
wir dann in Zimbabwe sind, stellt
sich heraus, dass das nicht wirklich
wahr ist.Richtig ist, dass viele
Geschäfte gechlossen sind,
und die, die offen sind, verkaufen
alles Notwendige, auch Wasser und
Cola, unsere Grundversorgung. Richtig
teuer ist es aber für die Einheimischen,für
uns eher nicht, die Cola bleibt
bei 50 US-Cent.
Im zimbabwischen Grenzbüro
müssen wir zum ersten Mal in
Afrika eine Zollerklärung ausstellen
und uns ist ein wenig Moll, denn
wir haben ja eine Notebook, Camcorder
und Kamera usw. dabei. Im Grenzhäuschen
hat sich aber schon rumgesprochen,
dass wir quer durch Afrika mit den
Rädern sind und der zuständige
Grenzbeamte wollte einiges wissen:
Warum wir das machen? - Weil wir
Afrika mit eigenen Augen kennenlernen
wollen! Was wir dabei gelernt haben?
- Das Hilfsorganisationen in Afrika,
die mit dem meisten Geld und den
dicksten Autos sind... da war der
Grenzbeamte erfeut und platt und
stempelte flux die Zollerklärung
ab, sagt Tschüss und wir verschwanden.
1:0 für uns, yeaah!
In
Zimbabwe ist das 244km-entfernte
Harare unser Ziel. Das dauert dann
doch noch etwas bis wir da sind,
deshalb halten wir Ausschau nach
einer Übernachtungsmöglichkeit.
Glückliche Fügung, nach
20km hinter der Grenze liegt das
Pumkin-Hotel (direkt an der Hauptstraße,
190.000Zim$, 27US$). Eigentlich
zu teuer für uns, aber was
soll es - wir brauchen jetzt mal
(wieder!) Luxus! Das Hotel hat einen
Pool und wir springen wie Kinder
in dem kühlen Wasser darin
herum. Abends gibt es wie immer
Chicken & Chips (Übrigens:
1km vorher gibt es noch ein Hotel,
50.000Zim$).
Am nächsten Tag geht es 80km
nach Motoko. Dort fragen wir an
einer an der Straße liegenden
Lodge nach einem Zimmer. Ja, haben
wir, kostet 170.000 Zim$ (24US$).
Schon wieder so teuer? Nee, da schauen
wir mal in der Stadt selber nach
was günstigerem. Wir also in
die Stadt, aber das dortige Hotel
ist voll. Eigentlich ist alles voll,
denn hier soll morgen irgendein
wichtiges Meeting stattfinden. Wir
fragen was es sonst noch für
Möglichkeiten gibt, aber die
Leute hier haben keine Ahnung. Wir
fahren zur Lodge zurück, aber
da sind nun alle Zimmer auf einmal
voll und wir fragen, ob wir unser
Zelt aufstellen dürfen. Nee,
das geht nicht!- Warum nicht? -
Keine Antwort, müssen die Managerin
fragen... - nach einer Weile erscheint
die Managerin und sagt, klar, no
problem, für 200.000Zim$! (30
US$) - Was!? Das ist ja mehr als
für eine Lodge mit Frühstück!!!
- Nee, also das geht nun wirklich
nicht. Widerwillig bieten wir 50.000Zim$
- aber die Managerin will nicht
- sie will irgendwie gar nicht mehr
- wir auch nicht - wir fahren ab.
Wir geben ihr noch mit, dass wir
bestimmt jemanden finden, der unser
Geld mit Freuden annimmt, bitteschön,
wenn sie nicht will..........
Nach 5km kommen wir zu einer ausgebuchten
Luxus-Lodge - aber wir werden freundlich
empfangen und können für
20.000Zim$ (3US$) unser Zelt auf
feinsten Gras aufschlagen - direkt
hinter der Rezeption, Nachtwächter
inklusive. Klar dürfen wir
in den Pool, yiippiiiee! Abends
gibt es Kartoffeln, Gemuese und
Bratwurst a la Alex, Super. Der
Tag ist doch noch gerettet.
Am
nächsten Tag fühlen wir
uns angeschlagen. Dicke Beine, Durchfall,
Müdigkeit ... die Sonne mergelt
uns aus. Trotzdem fahren wir in
das 60km entfernte Murewa. Seit
Tete schlängeln wir uns den
Berg hoch. Nun sind wir schon auf
1400m üNN. Leider erfolgt die
Höhenbesteigung im "Schlangenverfahren
mit Erdkernsuche", sprich den
Berg 50m rauf und danach 40m wieder
runter. Wenn wir abends 400m Höhengewinn
haben, haben wir eigentlich 2000m
gemacht. Unangenehm ist, dass wir
durch das ständige rauf und
runter den Trett-Rhythmus verlieren.
In Murewa angekommen finden wir
den Weg zu einem als Konferenzgebäude
dienenden Hotel - 400.000Zim$! -
Das ist uns zu teuer! - Managerin
sagt, OK, wir haben noch was für
322.000Zim$, ganz billig. - Noch
zu teuer, schauen es uns aber an.
- Was, dieser kahle Raum soll 45US$
kosten?! - Nee, danke! - Bei der
aufkommenden Diskussion, ob 322.000Zim$
billig ist, kommen wir zu dem Ergebnis,
dass die gute Managerin einen geringeren
Monatslohn hat. Aber sie meint weiterhin
es sei doch billig! Uns fällt
keine Antwort mehr ein und schwingen
uns wieder aufs Rad. 3km weiter,
direkt an der Haupstraße an
einer Takstelle finden wir noch
ein Hotel (85.000Zim$) mit erträglichem
Zustand. Allerdings keine Speisen
und Getränke, die wir nochmal
aus der Stadt holen müssen.
Abends gibt es Kartoffeln, Gemüse
und Frikadellen a la Ina. Super,
auch der Tag ist gerettet. Morgen
schlaffen wir in Harare, wir sind
gespannt - und hoffen auf eine Unterkunft
ohne Managerin!
Ina
& Alex
Verfasst am 07.10.2004 10:50:53
Uhr - 14650 km - Harare - Ein anderes
Afrika oder Wo sind nur die Touris
hin?
Bis Murewa, ca. 80 km vor Harare,
war Zimbabwe nicht viel anders als
die letzten Länder waren. Aber
mit jedem Kilometer ändert
sich das Bild jetzt. Das Land wird
langsam grüner, rechts und
links von der Straße tauchen
bewirtschaftete Felder auf, moderne
Technik in Form von fahrbaren Bewässerungsanlagen
sind zu entdecken, allerdings sind
auch fast alle Ländereien eingezäunt.
Die Menschen sind sehr freundlich,
sie grüßen winken, fragen
HOW ARE YOU? und WHERE TO?, wir
hören kein einziges Mzungu
mehr, was sehr erfrischend ist,
und keiner streckt bittend die Hand
nach uns aus, stattdessen sehen
wir lauter hochgehaltene Daumen,
die sich uns entgegen strecken.
Die Straße ist super, kaum
Verkehr, ab und zu tut sich sogar
ein Picknickplatz an der Seite auf
- wow, das hatten wir seit Ungarn
- ne, stop, seit Rumänien nicht
mehr (obwohl da die schönsten
Plätze auf dem Friedhof waren
- Ruhe, Schatten und kaltes Wasser......morbide,
was?)! Ok, ok, meist fehlt der Tisch
oder die Stühle, aber der gute
Wille zählt....... Also nutzen
wir einen der Picknickplätze
und machen 2. Frühstück.
Ungestört gibts am Vortag gekochte
Eier, Brot mit Corned Beef, Kaffee
und O-Saft. Ein LKW-Fahrer hält
und fragt, ob alles klar ist und
hinter uns fährt ein Traktor
mit einem Anhänger voll Frauen
vorbei, die alle winken und lachen.
Also, wie war das nochmal.......DON´T
GO TO ZIMBABWE? Bis jetzt fällt
uns nicht ein Grund ein, warum nicht.
Der
erste Vorort von Harare erinnert
uns irgendwie an Johannesburg, wo
wir vor 9 Jahren schon mal waren.
Von den Häusern sieht man nur
Dächer, alle haben eine hohe
Mauer um ihr Grundstück gezogen,
manchmal noch mit Stacheldrahtrollen
oben drauf, manchmal mit Wachhund
oder Wachmann davor, und an fast
allen prangt ein großes Schild:
ACHTUNG ALARMANLAGE oder ACHTUNG,
ELEKTRISCH GESICHERT UND BEWACHT.
Es scheint hier nur Verbrecher und
Diebe zu geben......uns will aber
komischerweise immer noch keiner
ans Leder. Sehr merkwürdig,
wo es doch für jeden klar sein
muss, dass wir leichte Beute wären
und mit Sicherheit millionenschwer!
Tja, wie auch immer, vielleicht
haben heute alle Bösen frei,
wir kommen jedenfalls sicher im
Zentrum an (hier gibt es sogar einen
Radweg!!!) und qartieren uns in
der Palm Rock Villa ein - ein bei
Budgetreisenden beliebtes Hostel.
Alex war hier schon mal, damals
war es rappelvoll und kaum ein Bett
zu kriegen. Und nun? Die einzigen
Traveller, die wir hier treffen,
sind Neko und seine Freunde, sprich
die verrückten Japaner, die
wir in Kampala getroffen haben.
Neko ist inzwischen alle größeren
Städte zwischen Kampala und
Harare abgelaufen und und hat sie
wieder skizziert, das nächste
Ziel ist Pretoria. Nach ein paar
Tagen in Harare merken wir, dass
die Japaner und wir anscheinend
die einzigen Traveller oder Touristen
in ganz Harare sind. Ehrlich, wir
treffen keinen einzigen anderen
hier. Vor dem Hostel sitzen fast
jeden Tag die gleichen Verdächtigen,
aber auf unsere Frage, wo denn all
die Touris sind, weiß keiner
eine Antwort - oder will keine wissen.
NO TOURISTS? NOOOOOOOOOO, THERE
ARE PLENTY!!!!!! Ja schön,
aber wo denn bloß? Müssen
wir ihnen erzählen, warum kaum
mehr Weiße in ihrem Land zu
finden sind? Eine Frau, die sich
anscheinend ein bisschen für
die Politik in ihrem Land interessiert,
finden wir dann allerdings doch
noch - auf dem kleinen Souvenirmarkt
im Zentrum (Ina hat Alex dann doch
noch breitschlagen können,
da mal ein paar ZimDollar zu lassen).
Hier sind wir die Einzigen und völlig
ausgehungert fallen die Verkäufer
über uns her. Alle jammern
über das schlechte Geschäft
und dass sie seit Wochen nichts
verkauft haben - und wir glauben
ihnen gerne. Einer will uns sogar
einen kleinen Hubschrauber aus Draht
schenken, ACH, sagt er, ICH WERDS
DOCH EH NICHT VERKAUFEN, DANN NEHMTS
DOCH GESCHENKT. Ina tut auf dem
Markt ihr Bestes und kauft erstmal
ordentlich ein - großes Jippih
auf beiden Seiten! Irgendwann kommt
sie an einem Stand vorbei, an dem
Julia arbeitet. Die ist total frustriert
über die fehlenden Touris und
schafft es tatsächlich, Ina
2 kleine buntbedruckte Kinderschürzen
aufzuschwatzen - keine Ahnung was
sie denn nun damit will. Und eben
diese Julia ist die Einzige, die
wir hier treffen, die weiss, dass
Dank der Fürsprache von Herrn
Mugabe keine Leute mehr kommen.
Ich glaube der Gute sollte aufpassen,
dass er Julia nicht im Dunkeln begegnet,
das könnte schlecht für
ihn ausgehen........
Andere
Reisende hin oder her, uns gefällt
es eigentlich ganz gut hier - drum
bleiben wir auch eine ganze Woche.
Und wir genießen ein bisschen
das, was wir die letzten Monate
nicht hatten: Kino, Shoppingcenter,
schöne Parks, die Jacaranda-Blüte,
die Harare lila leuchten läßt,
Restaurants, die beste (und wahrscheinlich
teuerste) Pizza zwischen Nairobi
und Johannesburg (bei St. Elmo's)
und sogar eine Fußgängerzone
mit Straßentheater. Und da
kommt Alex dann groß raus
- denn die Künstler hören
schlagartig mit ihrer Darbietung
auf, als sie uns erblicken und suchen
sich Alex gleich als Opfer aus -
schließlich sind wir einzigen
Weißen im Umkreis von 1 km²
und damit das gefundene Fressen!
Neee, sagen sie, sie machen erst
weiter wenn er zahlt. Neee, sagt
Alex, er will erst was sehen, dann
gibts Patte. Nee die Einen, nee
der Andere. Es entwickelt sich eine
Diskussion, in der sich beide winden
und hartnäckig bleiben - keine
Schau ohne Geld, kein Geld ohne
Schau. Die ganze Sache ist aber
schon eine Schau für sich,
und eigentlich müßten
wir Geld dafür bekommen, -
die anderen Zuschauer amüsieren
sich köstlich über das
Hin und Her. Nach 5 Minuten stehen
die Sieger fest, wir ergeben uns,
zahlen und suchen mit eingekniffenem
Schwanz das Weite.
Weiteres
Highlight hier in Harare ist unsere
Beinahe-Verhaftung. Ina hat nämlich
die glorreiche Idee abends im Licht
eines Fensters im Lonely Planet
nach einer Kneipe zu suchen. Dummerweise
war das das Fenster von der Reserve-Bank,
schwer bewacht durch einen bewaffneteSoldaten,
der das nicht lustig findet und
uns erstmal zu sich ins Gebäude
einladen will. Das allerdings wollen
wir wiederum nicht, und nach langer
Diskussion mit seinem Vorgesetzten
und anderen finster aussehenden
Gestalten der Marke Men in Black
dürfen wir dann doch gehen
- im Nachhinein eigentlich schade,
wär doch bestimmt spannend
gewesen, mal so eine Nacht in einem
zimbabwischen Knast verbringen zu
dürfen, oder? Vielleicht kriegen
wir es ja doch noch eine schicke
Verhaftung hin, indem wir die Polizisten
fotografieren, die hier auf Mountainbikes
Patroulle fahren - die haben uns
nämlich gemeinerweise ein Foto
von sich untersagt. Vielleicht aber
doch....so ganz geheim....schaun
wir mal!
Ina& Alex
Verfasst
am 07.10.2004 10:52:33 Uhr - 15
000 km - Masvingo - Heute: Geschichte
und Politik
Wir sind in Masvingo, eines der
Highlights hier in Zimbabwe. Der
Weg hierhin war lang und hart -
3 Tage a ungefähr 100 Km und
Gegenwind von der feinsten Sorte.
Wir hätten die Strecke mit
Wild-Campen auch in kleinere Happen
teilen können, aber hier ist
ja fast alles mit Zäunen umgeben.
Ok, die könnte man überwinden,
aber was wartet auf der anderen
Seite? Hungrige Tiere? Grimmige
Farmer? Oder wird uns mitten in
den schönsten Träumen
ziemlich heiß - pfui, nicht
wegen der Träume, was ihr wieder
so denkt, sondern weil auch hier
wie überall in Afrika der Brandrodung
gefrönt wird? Da wir auf die
Darwin-Auszeichnung für eine
besonders gut und spektakulär
gelungene Selbstentleibung nicht
scharf sind, fahren wir eben brav
die langen Strecken und landen abends
in einem Guesthouse oder einem Hotel.
Ein kaltes Bier, eine Dusche und
ein gemachtes Bett finden wir gar
nicht so schlimm.....
Hier
in Masvingo wollen wir uns die berühmten
Ruinen GREAT ZIMBABWE anschauen.
Wir waren schon mal hier, damals
war der Besuch aber kein wirklicher
Genuss. Ina hatte einen Gipsfuß
(hier lösen wir dann jetzt
auch das Rätsel, warum sie
noch ein "Raften" gut
hatte: Sie hatte sich vor 9 Jahren
in Vic Falls, ca. 5 Minuten, bevor
sie das Boot zum legendären
Zambezi-raften besteigen wollte,
beim Pinkeln im Gebüsch den
Fuß angebrochen.......so,
nun ist es raus!), konnte also nicht
rumlaufen und Alex hat sich beim
Erklettern der Ruinen sozusagen
"verklettert" und konnte
sich nur durch einen Sprung von
einem 3m hohen Stein retten. Beim
Aufkommen ist er ausgerutscht und
hat sich die Beine hinten von der
Kniekehle bis zum .... aufgerissen.
Tja, damit war unser Besuch nicht
besonders erfolgreich und endete
abrupt. Diesmal klappt das Ganze
wesentlich besser. Und das beste
ist, dass wir bis auf den allerersten
Traveller, den wir in Zimbabwe treffen
und ein paar Schulklassen, alle
Ruinen für uns alleine haben!
Als Alex die Schulklassen sieht,
hat er auch gleich eine tolle Idee:
Vielleicht sollte ich den Kindern
mal zeigen, was ich vor 9 Jahren
hier gemacht habe, damit sie wissen,
was nicht gut für sie ist!
Ina bekommt einen Anfall nach dem
anderen und schreit sich die Seele
aus dem Leib von wegen, ich lass
deine Wunden bluten, mir doch wurscht,
sieh doch zu wie du nach Südafrika
kommst, ich trag dich nicht, wir
fahren mit dem Rad und wenn du noch
so tot bist! Alex lacht sich einen
angesichts dieser Panik, zeigt aber
Erbarmen und klettert wieder runter.
Inas Nerven sagen Danke.
Die
erste Etappe von Masvingo Richtung
Grenze bringt uns unglaubliche 11
km weiter, verschafft uns aber auch
viel Wissen und Erkenntnisse über
Zimbabwe. Wir übernachten in
der wirklich schönen Pa-Nyanda
Lodge und lernen hier Tucky und
ihren Mann Malcolm kennen, die diese
Farm mit Lodge managen. Bei ein
bis zwei Bierchen und Gin Lemmon
erfahren wir eine Menge über
das Land und die derzeitige Situation
hier. Also eigentlich wohnen die
beiden in Bulawayo und sind seit
2 Jahren in Rente. Durch die Inflation
hier ist die Rente allerdings nur
noch 2 Brote im Monat wert, deshalb
mussten sich wieder einen Job suchen
und sind hier gelandet, einer der
letzten 4 noch arbeitenden Farmen
in Masvingo. Eigentlich war das
mal eine Straußenfarm, von
400 Straußen sind aber inzwischen
nur noch 7 da, die anderen sind
alle verkauft worden. Ansonsten
gibt es hier ne Menge Rinder und
auch ein paar Giraffen, Kudus, Zebras
und Impalas, die wir bei einer Einladung
zur Rundfahrt über die Farm
am Abend noch bewundern können.
Die Farm nebenan war mal berühmt
für ihre Produktivität,
eine echte Vorzeige-Farm. Dann wurde
der Besitzer enteignet, der neue
Eigner hat alle Rinder verkauft,
alle Bäume gefällt und
verkauft, und als alles, was Geld
brachte, verkloppt war, wurde die
Farm brach liegen gelassen. So läuft
das hier immer wieder ab. Auch diese
Farm, die einem Weißen gehört,
war mal wesentlich größer,
60 % vom Land sind schon futsch.
Da kommt der Staat daher, oder ein
Staatsmann, der mit dem Präsident
auf du und du ist, und schwupps,
eh man sich´s versieht, hat
er sich alles unter den Nagel gerissen.
An der Theke hier in der Lodge sitzt
auch Steven, der sich gerade so
richtig schick einen pichelt. Steven
ist der Manager der Nachbarfarm
und hat allen Grund sich zu betrinken.
Er hat das Verhalten gegen Weisse
und die Korruption im Lande gerade
selbst hautnah erfahren. Seit 2
Wochen wohnt er hier in der Lodge
auf dem Campingplatz, weil die gute
Gattin des Außenmininsters
von Zimbabwe Gefallen an seinem
Haus gefunden hat....und so hat
man den guten Steven einfach rausgeworfen
- zum Arbeiten allerdings darf er
das Land noch betreten - ganz im
Gegensatz zum Besitzer - ein Weißer
- , der das schon lange nicht mehr
darf............. Von den 4000 Farmen,
die es in Zimbabwe mal gab, arbeiten
noch ca. 200, davon 50 von Weißen
geführt, die restlichen liegen
alle brach. Die Situation hier im
Land ist seit ein paar Jahren- für
Schwarze und Weiße -nicht
einfach, und Besserung ist auch
nicht wirklich in Sicht, jedenfalls
nicht, solange Robert Mugabe an
der Macht ist. Und das wird wohl
noch ein bisschen dauern, der werte
Herr ist zwar schon über 80,
erfreut sich aber einer guten Gesundheit.
Im Moment bereitet er die für
das nächste Jahr anstehenden
Wahlen vor. Und um der Welt und
seinem Volk zu beweisen, was für
ein guter und treusorgender Landesvater
er ist, hat er vor ein paar Wochen
alle Hilfsorganisationen aus dem
Land geworfen, um zu zeigen, dass
Zimbabwe ein toll entwickeltes Land
ist, das sich selbst versorgen kann.
Also, abgesehen davon, dass die
Zahl der Arbeitslosen nun um ein
Vielfaches gestiegen ist, die Inflation
wohl kein Ende nehmen wird und eine
Hungersnot schon in Sicht ist....TOI
TOI TOI!!!
Ina
& Alex