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  Rad-Reise-Tagebuch - Das warme Herz Afrikas

         
 

Verfasst am 05.09.2004 22:19:06 Uhr - 14010 km - Blantyre/Malawi - Was gibt's denn hier so neues?
Nach 4 Monaten Ostafrika sind wir mit der Einreise nach Malawi ins südliche Afrika eingedrungen. Malawi - "das warme Herz Afrikas" - zu recht, denn 1. ist´s hier ziemlich heiß, jedenfalls am Lake Malawi, und 2. sind die Menschen auffallend freundlich. Aber was unterscheidet Malawi sonst von Ostafrika? Ueberlegen wir mal......also, was gibts neues?

Als allererstes einmal konnten wir einreisen ohne Geld zahlen zu müssen. Das finden wir ziemlich gut (wobei das Land so arm ist, dass wir es durchaus verständlich fänden, wenn wir für unser Visum zahlen müssten). Als nächstes halten wir seit Monaten mal wieder eine andere Währung als Shillinge in der Hand: Kwacha. 1 Euro sind ca. 130 Kwacha, eine Cola kostet 25 Kwacha, wir können es uns also leisten unsere Süßgetränksucht weiterhin zu pflegen. (Und die ein oder andere Sucht braucht der Radler schliesslich - an dieser Stelle möchten wir Ina doch einmal zu ihrem nun schon 5-monate dauerndem Nichtraucherstatus gratulieren, oder?? Ja, so ganz nutzlos war die Knotterei durch die äthiopischen Berge dann doch nicht!!!)

Die Menschen hier sind wirklich sehr nett und freundlich, sie lachen uns an und winken uns zu. Gespräche allerdings kommen doch eher weniger auf, Englisch können nicht viele und wir sprechen kein Chechewa. Vom Tourismus noch nicht ganz verdorben, lassen sich die Menschen hier auch wieder lieber fotografieren, und das umsonst - wir sind platt! Die Kinder drängen sich oft vor die Kamera und wer ein cooles T-Shirt hat, ist stolz wie Oskar, wenn wir ihn deswegen vor die Linse holen.

Womit wir bei den Shirts sind. T-Shirts mit Gesichtern aus dem international-öffentlichen Leben sind heiß geliebt hier. Wir waren noch nicht ganz 10 Minuten im Land, da hatten wir schon x-mal die Gesichter von David Beckham, Michael Owen, Ronaldo und einmal sogar Oliver Kahn gesehen. Aber nicht nur Fußballspieler sind in, im Angebot stehen auch Rambo (meine Güte, wer war das denn nochmal???), 007 Pierce Brosnan oder Madonna. Aber ganz besonders gut gefallen uns die Hemden mit den Herren Bush, Hussein und Bin Laden! Und was für nette Kombinationen es da gibt, zum Beispiel George W. Bush und Sadam gemeinsam in einem Herz..........was die beiden dazu wohl sagen würden??

Neu gewöhnen müssen wir uns auch ans Bier. Nachdem wir voll auf Tusker und Kili eingefahren waren, heißt unser Favorit jetzt Carlsberg. Noch zu testen sind Kuche-Kuche und Shake-Shake, wobei es zweiteres tatsächlich in Tetrapacks gibt und es deswegen wohl keine Zulassung zu einem Testlauf bei uns bekommen wird. Obwohl........nachdem Ina ein schlechtes Carlsberg erwischt hat und eine Nacht über Klo und Schüssel hing, stehen die Chancen für Shake Shake doch wieder besser.......) Essenstechnisch ist alles wie gehabt, Spitzenreiter auf der Speisekarte ist und bleibt Chicken & Chips, dicht gefolgt von Chambo (Fisch) und auf dem 3. Platz haben wir unseren heißgeliebten Maispapp. Den gab es schon in Kenia, Uganda und Tansania, da hieß er nur anders, z. B. Ugali. In Südafrika wird er demnächste Millipapp heißen (was seiner Konsistenz am nähesten kommen wird), zur Zeit aber bestellen wir Nsima.

Im Allgemeinen erscheinen uns die Menschen hier zufriedener und unkomplizierter. Es gibt zwar einiges, was wir nicht verstehen, wie z. B. die Tatsache, dass das Land direkt neben dem See total dürre und vertrocknet ist oder dass kein einziges Boot auf dem Lake Malawi ein Segel hat, obwohl da meist eine starke Brise herrscht, aber die Leute leben ja schon lange so, sie werden´s wissen ...........(obwohl Alex neulich einen Malawier wegen der Segel befragt hat, und der sagte, das wäre ja ok für die eine Richtung, aber gegen den Wind ginge das dann doch wohl nicht......????? Gleichzeitig schaute er verträumt ein paar Norwegern beim Segeln und wild hin- und herkreuzen zu.......).

Nicht geändert hat sich, dass wir Mzungus sind. Nur brüllen die Kinder hier noch lauter und ausdauernder, teilweise so aggressiv, dass leichte Erinnerung an Äthiopien in uns wach werden. Irgendwie haben wir sowas schon geahnt, denn kurz vor der Grenze hat uns doch tatsächlich ein Kind YOU YOU zugerufen - ehrlich, wir wären fast vom Rad gefallen! Aber die Kids hier brüllen eben nur, keiner schmeißt Steine oder steckt Stöcker in die Räder. Wahrscheinlich werden uns "Givve money", "What is my name?" und "Bye Mzungu, bye bye" eben noch ein Weilchen begleiten. Man gewöhnt sich ja an alles.... Ina & Alex


Verfasst am 22.09.2004 14:26:42 Uhr - Blantyre - Immer Ärger mit der Post
Warum haben wir fast immer Ärger mit den Paketen, die wir uns schicken lassen, warum? Das erste nach Rumänien kam gar nicht an, d. h., es kam nach vielen Monaten wieder zuhause an, ohne uns am Zielort irgendwie erreicht zu haben. Die nächsten beiden mit DHL kamen, wenn auch spät, ohne Probleme an, allerdings kann man sich den Spass DHL nicht so oft leisten.....für das Geld ist ja schon fast ein Kleinwagen drin! Und nachdem ein DHL Paket nach Nairobi am Flughafen hängen geblieben ist, und wir trotz des bezahlten Autos noch selber dahin fahren mussten, um es auszulösen (Wofür zahlt man eigentlich soviel Geld??? Wir dachten immer dafür, dass die uns das Paket da, wo wir gerade sind, vor die Füße stellen........), sind wir zu Poste restante zurückgekehrt. Und das ist bis jetzt 2 x wirklich gut gegangen. 10 Tage im Voraus losgeschickt und schon war es da, als wir eingetrudelt sind. Aber hier in Blantyre erwischt uns doch wieder das alte und böse Schicksal. Kein Paket da als wir es abholen wollen. Mist, wir wollten hier doch nicht lange bleiben, und nu? Naja, warten wir das Wochenende ab......aber am Montag: Nix. Am Dienstag: Nix. Wir sind inzwischen mit den Mädels von der Post per du. Am Mittwoch: Nix. Am Donnerstag: Nix. Wir wohnen im Doogles, der einzigen wirklichen Travellerunterkunft hier in Blantyre und sehen die Overlander kommen und gehen. Die bleiben alle eine Nacht, maximal zwei und fahren dann weiter. Klar, gibt ja auch nichts zu sehen hier. Und das Doogles ist zwar ganz nett um andere zu treffen, aber abends wird es zu einer In-Kneipe, rappelvoll und laut, und am schlimmsten ist, dass jeden Abend die gleiche Musik gespielt wird. Aber das merken ja nur wir, die wir hier schon eine geschlagene Woche abhängen. Red red wine....lalalalalalalalalala........wir könnens nicht mehr hören. Am Freitag bei der Post: Nix. Wir sprechen mit der Postmanagerin und sie telefoniert in ganz Malawi herum: Nix. Frustriert ziehen wir von dannen und suchen Trost im Internetcafe. Als wir auf dem Weg nach Hause an der Post vorbei ziehen, klopft uns jemand auf die Schulter und zeigt Richtung Post. In der Tür stehen die Postmädels und winken wie wild.......ja, ist da, komm komm! Ist nicht wahr, unser Paket ist da? Klasse! Und obwohl die Post schon seit ein paar Minuten geschlossen hat, sind die Guten so gut und händigen uns das Paket aus. Auf dem Lieferzettel sehen wir, dass das Paket schon seit einer Woche, genau wie geplant, in Malawi ist und wahrscheinlich so lange irgendwo beim Zoll herumgelegen hat. Was haben die bloss damit gemacht - Hula Hoop mit unseren Fahrradmaenteln gespielt? Man weiss es nicht und es ist uns eigentlich auch egal......hurra, jippih, wir können endlich weiter fahren. Und das tun wir auch, einen Tag später radeln wir mit neuen Mänteln los..........Moszambique, wir kommen!

Ina & Alex

Verfasst am 26.09.2004 14:03:48 Uhr - 14500 km - Murewa - Flug durch Mozambique nach Zimbabwe
Hatten wir gesagt Malawi sei heiß? Blödsinn, Malawi ist angenehm. Mozambique ist heiß, aber ehrlich. Von der Grenze Malawis aus geht es bergab in Mozambique. Das beschert uns auf der einen Seite einen neuen Rekord, nämlich die Ankunft in Tete um 14 Uhr nach 130 km in nur 6,5 Stunden, auf der anderen Seite aber auch die Höhe von nur noch 135 m über NN. Der Tete-Korridor, durch den wir fahren, um nach Zimbabwe zu gelangen, gehört zu den heißesten Gegenden von Mozambique. Diese Aussage unseres Lonely Planets können wir nur bestätigen und was bleibt uns da anderes übrig als uns ein Zimmer im Hotel mit Klimaanlage zu nehmen. Ja manchmal wird man eben zu Luxus gezwungen... Außerdem braucht Ina wirklich ein kühles Windchen, denn ausgerechnet an diesem Tag hat sie morgens ihre Kappe verloren und musste ohne schuetzende Kopfbedeckung fahren. Bei der Ankunft in Tete ist sie also ein bisschen wirr im Kopf, einmal wegen der Sonne und zum anderen weil Alex nun meint, dass sie ohne ihre Wüstenkappe nicht mehr Chef ist und plötzlich macht was er will. Tz.

Das Leben in diesem Teil von Mozambique ist ganz an die Temperatur angepasst, d. h. zwischen mittags und ca. 17 Uhr ist hier nicht viel los. Die Leute halten sich in den Hütten, Häusern und im Schatten auf und die Geschäfte haben fast alle geschlossen. Tete selber überrascht uns ein bisschen. Es ist wirklich hübsch am Zambezi gelegen, Teile der Stadt haben mit Kopfsteinpflaster und Palmen tatsaechlich ein bisschen Charme und es gibt richtige Geschäfte und Shops. Ina könnte fast in Versuchung kommen, sich ein paar neue Klotten zu kaufen.... aber nein, das Vergnügen will sie sich dann doch für Harare und vor allem für Kapstadt aufheben. Ausserdem hat sie sich inzwischen soooo an die ollen Plünnen gewöhnt und die Radelhose hat gerade erst wieder ein paar neue Flicken bekommen - doch nicht umsonst - die Gute wird bis zum bitteren Ende betragen, soviel steht fest! Aber beim Bäcker, da schlagen wir dann zu: (Fast) richtige Brötchen und perfekte Blätterteilpuddingteilchen und Schweineohren. Hmmmmmmmmmm, abgesehen von der Hitze gefällt uns Mozambique!

Nach einem Ruhetag gehts weiter Richtung Zimbabwe. Ina mit einer neuen Kappe bestückt sieht nun aus wie ein kleines britisches Mädchen aus den 20ern - aber macht nix. Wir sind sowieso schon dickhaeutig, wenn die Leute auf der Straße uns aus- oder hinterherlachen. Interessanterweise wird hier nicht nur gelacht, wenn etwas lustig oder spassig ist, sondern auch, wenn die Worte fehlen, etwas peinlich ist oder nicht verstanden wird. Es wird hier also viel gelacht - allerdings auch von uns, denn in Mocambique wird portugiesisch geprochen und wir verstehen mal wieder nix!

Die Leute auf dem Land haben nicht viel. Schuhe eher selten, Hemd und Hose in Fetzen, fast sowie im laendlichen Aethopien. Das ist schon ziemlich heftig mitanzusehen. Aber trotzdem scheinen die Leute recht zufrieden und glücklich zu sein - fast alle lächeln, grüßen und kaum jemand bettelt uns an. Wir fahren also weiter nach Sueden und uebernachten im 75km entfernten Changara (500m üNN), einem Dorf mit der Pension Josin (100.000 Meticais, 4 US$). Die Zimmer sind klein und stinken, aber wir können uns ausruhen. Abends lernen wir Joaquin -oder auch Joachim- kennen, einen deutschsprechenden Mocambiquaner, der vor 20 Jahren in Senftenberg, DDR im Bergwerk gearbeitet hat. Wir unterhalten uns mit ihm und er kann einen Spiegel-Artikel bestaetigen, wonach die mocambiquanische Regierung die Pensionsgelder der Bergleute veruntreut hat ,die die DDR an Mocambique ueberwiesen hat. So muss er also arbeiten und ist u.a. dafuer zuständig, abends um 18:30 Uhr den Stromgenerator ein- und um 22:30 Uhr wieder auszuschalten. Wir haben also einen wichtigen Mann hier kennengelernt. Interessanterweise gibt es in dem Nest auch Mobiltelefonie, fertiggestellt vor 2 Monaten. Super, wir haben wieder Kontakt zur Außenwelt.

Am nächsten Tag geht es 46 km bis zur Grenze von Mocambique und Zimbabwe. Wir tanken uns vorher nochmal richtig mit Wasser voll, denn wir hatten mehrfach gehört, dass es drüben nichts oder nur für viel Geld gibt. Als wir dann in Zimbabwe sind, stellt sich heraus, dass das nicht wirklich wahr ist.Richtig ist, dass viele Geschäfte gechlossen sind, und die, die offen sind, verkaufen alles Notwendige, auch Wasser und Cola, unsere Grundversorgung. Richtig teuer ist es aber für die Einheimischen,für uns eher nicht, die Cola bleibt bei 50 US-Cent.
Im zimbabwischen Grenzbüro müssen wir zum ersten Mal in Afrika eine Zollerklärung ausstellen und uns ist ein wenig Moll, denn wir haben ja eine Notebook, Camcorder und Kamera usw. dabei. Im Grenzhäuschen hat sich aber schon rumgesprochen, dass wir quer durch Afrika mit den Rädern sind und der zuständige Grenzbeamte wollte einiges wissen: Warum wir das machen? - Weil wir Afrika mit eigenen Augen kennenlernen wollen! Was wir dabei gelernt haben? - Das Hilfsorganisationen in Afrika, die mit dem meisten Geld und den dicksten Autos sind... da war der Grenzbeamte erfeut und platt und stempelte flux die Zollerklärung ab, sagt Tschüss und wir verschwanden. 1:0 für uns, yeaah!

In Zimbabwe ist das 244km-entfernte Harare unser Ziel. Das dauert dann doch noch etwas bis wir da sind, deshalb halten wir Ausschau nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Glückliche Fügung, nach 20km hinter der Grenze liegt das Pumkin-Hotel (direkt an der Hauptstraße, 190.000Zim$, 27US$). Eigentlich zu teuer für uns, aber was soll es - wir brauchen jetzt mal (wieder!) Luxus! Das Hotel hat einen Pool und wir springen wie Kinder in dem kühlen Wasser darin herum. Abends gibt es wie immer Chicken & Chips (Übrigens: 1km vorher gibt es noch ein Hotel, 50.000Zim$).
Am nächsten Tag geht es 80km nach Motoko. Dort fragen wir an einer an der Straße liegenden Lodge nach einem Zimmer. Ja, haben wir, kostet 170.000 Zim$ (24US$). Schon wieder so teuer? Nee, da schauen wir mal in der Stadt selber nach was günstigerem. Wir also in die Stadt, aber das dortige Hotel ist voll. Eigentlich ist alles voll, denn hier soll morgen irgendein wichtiges Meeting stattfinden. Wir fragen was es sonst noch für Möglichkeiten gibt, aber die Leute hier haben keine Ahnung. Wir fahren zur Lodge zurück, aber da sind nun alle Zimmer auf einmal voll und wir fragen, ob wir unser Zelt aufstellen dürfen. Nee, das geht nicht!- Warum nicht? - Keine Antwort, müssen die Managerin fragen... - nach einer Weile erscheint die Managerin und sagt, klar, no problem, für 200.000Zim$! (30 US$) - Was!? Das ist ja mehr als für eine Lodge mit Frühstück!!! - Nee, also das geht nun wirklich nicht. Widerwillig bieten wir 50.000Zim$ - aber die Managerin will nicht - sie will irgendwie gar nicht mehr - wir auch nicht - wir fahren ab. Wir geben ihr noch mit, dass wir bestimmt jemanden finden, der unser Geld mit Freuden annimmt, bitteschön, wenn sie nicht will..........
Nach 5km kommen wir zu einer ausgebuchten Luxus-Lodge - aber wir werden freundlich empfangen und können für 20.000Zim$ (3US$) unser Zelt auf feinsten Gras aufschlagen - direkt hinter der Rezeption, Nachtwächter inklusive. Klar dürfen wir in den Pool, yiippiiiee! Abends gibt es Kartoffeln, Gemuese und Bratwurst a la Alex, Super. Der Tag ist doch noch gerettet.

Am nächsten Tag fühlen wir uns angeschlagen. Dicke Beine, Durchfall, Müdigkeit ... die Sonne mergelt uns aus. Trotzdem fahren wir in das 60km entfernte Murewa. Seit Tete schlängeln wir uns den Berg hoch. Nun sind wir schon auf 1400m üNN. Leider erfolgt die Höhenbesteigung im "Schlangenverfahren mit Erdkernsuche", sprich den Berg 50m rauf und danach 40m wieder runter. Wenn wir abends 400m Höhengewinn haben, haben wir eigentlich 2000m gemacht. Unangenehm ist, dass wir durch das ständige rauf und runter den Trett-Rhythmus verlieren. In Murewa angekommen finden wir den Weg zu einem als Konferenzgebäude dienenden Hotel - 400.000Zim$! - Das ist uns zu teuer! - Managerin sagt, OK, wir haben noch was für 322.000Zim$, ganz billig. - Noch zu teuer, schauen es uns aber an. - Was, dieser kahle Raum soll 45US$ kosten?! - Nee, danke! - Bei der aufkommenden Diskussion, ob 322.000Zim$ billig ist, kommen wir zu dem Ergebnis, dass die gute Managerin einen geringeren Monatslohn hat. Aber sie meint weiterhin es sei doch billig! Uns fällt keine Antwort mehr ein und schwingen uns wieder aufs Rad. 3km weiter, direkt an der Haupstraße an einer Takstelle finden wir noch ein Hotel (85.000Zim$) mit erträglichem Zustand. Allerdings keine Speisen und Getränke, die wir nochmal aus der Stadt holen müssen. Abends gibt es Kartoffeln, Gemüse und Frikadellen a la Ina. Super, auch der Tag ist gerettet. Morgen schlaffen wir in Harare, wir sind gespannt - und hoffen auf eine Unterkunft ohne Managerin!

Ina & Alex


Verfasst am 07.10.2004 10:50:53 Uhr - 14650 km - Harare - Ein anderes Afrika oder Wo sind nur die Touris hin?
Bis Murewa, ca. 80 km vor Harare, war Zimbabwe nicht viel anders als die letzten Länder waren. Aber mit jedem Kilometer ändert sich das Bild jetzt. Das Land wird langsam grüner, rechts und links von der Straße tauchen bewirtschaftete Felder auf, moderne Technik in Form von fahrbaren Bewässerungsanlagen sind zu entdecken, allerdings sind auch fast alle Ländereien eingezäunt. Die Menschen sind sehr freundlich, sie grüßen winken, fragen HOW ARE YOU? und WHERE TO?, wir hören kein einziges Mzungu mehr, was sehr erfrischend ist, und keiner streckt bittend die Hand nach uns aus, stattdessen sehen wir lauter hochgehaltene Daumen, die sich uns entgegen strecken. Die Straße ist super, kaum Verkehr, ab und zu tut sich sogar ein Picknickplatz an der Seite auf - wow, das hatten wir seit Ungarn - ne, stop, seit Rumänien nicht mehr (obwohl da die schönsten Plätze auf dem Friedhof waren - Ruhe, Schatten und kaltes Wasser......morbide, was?)! Ok, ok, meist fehlt der Tisch oder die Stühle, aber der gute Wille zählt....... Also nutzen wir einen der Picknickplätze und machen 2. Frühstück. Ungestört gibts am Vortag gekochte Eier, Brot mit Corned Beef, Kaffee und O-Saft. Ein LKW-Fahrer hält und fragt, ob alles klar ist und hinter uns fährt ein Traktor mit einem Anhänger voll Frauen vorbei, die alle winken und lachen. Also, wie war das nochmal.......DON´T GO TO ZIMBABWE? Bis jetzt fällt uns nicht ein Grund ein, warum nicht.

Der erste Vorort von Harare erinnert uns irgendwie an Johannesburg, wo wir vor 9 Jahren schon mal waren. Von den Häusern sieht man nur Dächer, alle haben eine hohe Mauer um ihr Grundstück gezogen, manchmal noch mit Stacheldrahtrollen oben drauf, manchmal mit Wachhund oder Wachmann davor, und an fast allen prangt ein großes Schild: ACHTUNG ALARMANLAGE oder ACHTUNG, ELEKTRISCH GESICHERT UND BEWACHT. Es scheint hier nur Verbrecher und Diebe zu geben......uns will aber komischerweise immer noch keiner ans Leder. Sehr merkwürdig, wo es doch für jeden klar sein muss, dass wir leichte Beute wären und mit Sicherheit millionenschwer! Tja, wie auch immer, vielleicht haben heute alle Bösen frei, wir kommen jedenfalls sicher im Zentrum an (hier gibt es sogar einen Radweg!!!) und qartieren uns in der Palm Rock Villa ein - ein bei Budgetreisenden beliebtes Hostel. Alex war hier schon mal, damals war es rappelvoll und kaum ein Bett zu kriegen. Und nun? Die einzigen Traveller, die wir hier treffen, sind Neko und seine Freunde, sprich die verrückten Japaner, die wir in Kampala getroffen haben. Neko ist inzwischen alle größeren Städte zwischen Kampala und Harare abgelaufen und und hat sie wieder skizziert, das nächste Ziel ist Pretoria. Nach ein paar Tagen in Harare merken wir, dass die Japaner und wir anscheinend die einzigen Traveller oder Touristen in ganz Harare sind. Ehrlich, wir treffen keinen einzigen anderen hier. Vor dem Hostel sitzen fast jeden Tag die gleichen Verdächtigen, aber auf unsere Frage, wo denn all die Touris sind, weiß keiner eine Antwort - oder will keine wissen. NO TOURISTS? NOOOOOOOOOO, THERE ARE PLENTY!!!!!! Ja schön, aber wo denn bloß? Müssen wir ihnen erzählen, warum kaum mehr Weiße in ihrem Land zu finden sind? Eine Frau, die sich anscheinend ein bisschen für die Politik in ihrem Land interessiert, finden wir dann allerdings doch noch - auf dem kleinen Souvenirmarkt im Zentrum (Ina hat Alex dann doch noch breitschlagen können, da mal ein paar ZimDollar zu lassen). Hier sind wir die Einzigen und völlig ausgehungert fallen die Verkäufer über uns her. Alle jammern über das schlechte Geschäft und dass sie seit Wochen nichts verkauft haben - und wir glauben ihnen gerne. Einer will uns sogar einen kleinen Hubschrauber aus Draht schenken, ACH, sagt er, ICH WERDS DOCH EH NICHT VERKAUFEN, DANN NEHMTS DOCH GESCHENKT. Ina tut auf dem Markt ihr Bestes und kauft erstmal ordentlich ein - großes Jippih auf beiden Seiten! Irgendwann kommt sie an einem Stand vorbei, an dem Julia arbeitet. Die ist total frustriert über die fehlenden Touris und schafft es tatsächlich, Ina 2 kleine buntbedruckte Kinderschürzen aufzuschwatzen - keine Ahnung was sie denn nun damit will. Und eben diese Julia ist die Einzige, die wir hier treffen, die weiss, dass Dank der Fürsprache von Herrn Mugabe keine Leute mehr kommen. Ich glaube der Gute sollte aufpassen, dass er Julia nicht im Dunkeln begegnet, das könnte schlecht für ihn ausgehen........

Andere Reisende hin oder her, uns gefällt es eigentlich ganz gut hier - drum bleiben wir auch eine ganze Woche. Und wir genießen ein bisschen das, was wir die letzten Monate nicht hatten: Kino, Shoppingcenter, schöne Parks, die Jacaranda-Blüte, die Harare lila leuchten läßt, Restaurants, die beste (und wahrscheinlich teuerste) Pizza zwischen Nairobi und Johannesburg (bei St. Elmo's) und sogar eine Fußgängerzone mit Straßentheater. Und da kommt Alex dann groß raus - denn die Künstler hören schlagartig mit ihrer Darbietung auf, als sie uns erblicken und suchen sich Alex gleich als Opfer aus - schließlich sind wir einzigen Weißen im Umkreis von 1 km² und damit das gefundene Fressen! Neee, sagen sie, sie machen erst weiter wenn er zahlt. Neee, sagt Alex, er will erst was sehen, dann gibts Patte. Nee die Einen, nee der Andere. Es entwickelt sich eine Diskussion, in der sich beide winden und hartnäckig bleiben - keine Schau ohne Geld, kein Geld ohne Schau. Die ganze Sache ist aber schon eine Schau für sich, und eigentlich müßten wir Geld dafür bekommen, - die anderen Zuschauer amüsieren sich köstlich über das Hin und Her. Nach 5 Minuten stehen die Sieger fest, wir ergeben uns, zahlen und suchen mit eingekniffenem Schwanz das Weite.

Weiteres Highlight hier in Harare ist unsere Beinahe-Verhaftung. Ina hat nämlich die glorreiche Idee abends im Licht eines Fensters im Lonely Planet nach einer Kneipe zu suchen. Dummerweise war das das Fenster von der Reserve-Bank, schwer bewacht durch einen bewaffneteSoldaten, der das nicht lustig findet und uns erstmal zu sich ins Gebäude einladen will. Das allerdings wollen wir wiederum nicht, und nach langer Diskussion mit seinem Vorgesetzten und anderen finster aussehenden Gestalten der Marke Men in Black dürfen wir dann doch gehen - im Nachhinein eigentlich schade, wär doch bestimmt spannend gewesen, mal so eine Nacht in einem zimbabwischen Knast verbringen zu dürfen, oder? Vielleicht kriegen wir es ja doch noch eine schicke Verhaftung hin, indem wir die Polizisten fotografieren, die hier auf Mountainbikes Patroulle fahren - die haben uns nämlich gemeinerweise ein Foto von sich untersagt. Vielleicht aber doch....so ganz geheim....schaun wir mal!

Ina& Alex


Verfasst am 07.10.2004 10:52:33 Uhr - 15 000 km - Masvingo - Heute: Geschichte und Politik
Wir sind in Masvingo, eines der Highlights hier in Zimbabwe. Der Weg hierhin war lang und hart - 3 Tage a ungefähr 100 Km und Gegenwind von der feinsten Sorte. Wir hätten die Strecke mit Wild-Campen auch in kleinere Happen teilen können, aber hier ist ja fast alles mit Zäunen umgeben. Ok, die könnte man überwinden, aber was wartet auf der anderen Seite? Hungrige Tiere? Grimmige Farmer? Oder wird uns mitten in den schönsten Träumen ziemlich heiß - pfui, nicht wegen der Träume, was ihr wieder so denkt, sondern weil auch hier wie überall in Afrika der Brandrodung gefrönt wird? Da wir auf die Darwin-Auszeichnung für eine besonders gut und spektakulär gelungene Selbstentleibung nicht scharf sind, fahren wir eben brav die langen Strecken und landen abends in einem Guesthouse oder einem Hotel. Ein kaltes Bier, eine Dusche und ein gemachtes Bett finden wir gar nicht so schlimm.....

Hier in Masvingo wollen wir uns die berühmten Ruinen GREAT ZIMBABWE anschauen. Wir waren schon mal hier, damals war der Besuch aber kein wirklicher Genuss. Ina hatte einen Gipsfuß (hier lösen wir dann jetzt auch das Rätsel, warum sie noch ein "Raften" gut hatte: Sie hatte sich vor 9 Jahren in Vic Falls, ca. 5 Minuten, bevor sie das Boot zum legendären Zambezi-raften besteigen wollte, beim Pinkeln im Gebüsch den Fuß angebrochen.......so, nun ist es raus!), konnte also nicht rumlaufen und Alex hat sich beim Erklettern der Ruinen sozusagen "verklettert" und konnte sich nur durch einen Sprung von einem 3m hohen Stein retten. Beim Aufkommen ist er ausgerutscht und hat sich die Beine hinten von der Kniekehle bis zum .... aufgerissen. Tja, damit war unser Besuch nicht besonders erfolgreich und endete abrupt. Diesmal klappt das Ganze wesentlich besser. Und das beste ist, dass wir bis auf den allerersten Traveller, den wir in Zimbabwe treffen und ein paar Schulklassen, alle Ruinen für uns alleine haben! Als Alex die Schulklassen sieht, hat er auch gleich eine tolle Idee: Vielleicht sollte ich den Kindern mal zeigen, was ich vor 9 Jahren hier gemacht habe, damit sie wissen, was nicht gut für sie ist! Ina bekommt einen Anfall nach dem anderen und schreit sich die Seele aus dem Leib von wegen, ich lass deine Wunden bluten, mir doch wurscht, sieh doch zu wie du nach Südafrika kommst, ich trag dich nicht, wir fahren mit dem Rad und wenn du noch so tot bist! Alex lacht sich einen angesichts dieser Panik, zeigt aber Erbarmen und klettert wieder runter. Inas Nerven sagen Danke.

Die erste Etappe von Masvingo Richtung Grenze bringt uns unglaubliche 11 km weiter, verschafft uns aber auch viel Wissen und Erkenntnisse über Zimbabwe. Wir übernachten in der wirklich schönen Pa-Nyanda Lodge und lernen hier Tucky und ihren Mann Malcolm kennen, die diese Farm mit Lodge managen. Bei ein bis zwei Bierchen und Gin Lemmon erfahren wir eine Menge über das Land und die derzeitige Situation hier. Also eigentlich wohnen die beiden in Bulawayo und sind seit 2 Jahren in Rente. Durch die Inflation hier ist die Rente allerdings nur noch 2 Brote im Monat wert, deshalb mussten sich wieder einen Job suchen und sind hier gelandet, einer der letzten 4 noch arbeitenden Farmen in Masvingo. Eigentlich war das mal eine Straußenfarm, von 400 Straußen sind aber inzwischen nur noch 7 da, die anderen sind alle verkauft worden. Ansonsten gibt es hier ne Menge Rinder und auch ein paar Giraffen, Kudus, Zebras und Impalas, die wir bei einer Einladung zur Rundfahrt über die Farm am Abend noch bewundern können. Die Farm nebenan war mal berühmt für ihre Produktivität, eine echte Vorzeige-Farm. Dann wurde der Besitzer enteignet, der neue Eigner hat alle Rinder verkauft, alle Bäume gefällt und verkauft, und als alles, was Geld brachte, verkloppt war, wurde die Farm brach liegen gelassen. So läuft das hier immer wieder ab. Auch diese Farm, die einem Weißen gehört, war mal wesentlich größer, 60 % vom Land sind schon futsch. Da kommt der Staat daher, oder ein Staatsmann, der mit dem Präsident auf du und du ist, und schwupps, eh man sich´s versieht, hat er sich alles unter den Nagel gerissen. An der Theke hier in der Lodge sitzt auch Steven, der sich gerade so richtig schick einen pichelt. Steven ist der Manager der Nachbarfarm und hat allen Grund sich zu betrinken. Er hat das Verhalten gegen Weisse und die Korruption im Lande gerade selbst hautnah erfahren. Seit 2 Wochen wohnt er hier in der Lodge auf dem Campingplatz, weil die gute Gattin des Außenmininsters von Zimbabwe Gefallen an seinem Haus gefunden hat....und so hat man den guten Steven einfach rausgeworfen - zum Arbeiten allerdings darf er das Land noch betreten - ganz im Gegensatz zum Besitzer - ein Weißer - , der das schon lange nicht mehr darf............. Von den 4000 Farmen, die es in Zimbabwe mal gab, arbeiten noch ca. 200, davon 50 von Weißen geführt, die restlichen liegen alle brach. Die Situation hier im Land ist seit ein paar Jahren- für Schwarze und Weiße -nicht einfach, und Besserung ist auch nicht wirklich in Sicht, jedenfalls nicht, solange Robert Mugabe an der Macht ist. Und das wird wohl noch ein bisschen dauern, der werte Herr ist zwar schon über 80, erfreut sich aber einer guten Gesundheit. Im Moment bereitet er die für das nächste Jahr anstehenden Wahlen vor. Und um der Welt und seinem Volk zu beweisen, was für ein guter und treusorgender Landesvater er ist, hat er vor ein paar Wochen alle Hilfsorganisationen aus dem Land geworfen, um zu zeigen, dass Zimbabwe ein toll entwickeltes Land ist, das sich selbst versorgen kann. Also, abgesehen davon, dass die Zahl der Arbeitslosen nun um ein Vielfaches gestiegen ist, die Inflation wohl kein Ende nehmen wird und eine Hungersnot schon in Sicht ist....TOI TOI TOI!!!

Ina & Alex

 


 

       
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